Ein Coach für alle Fälle

Anita Schälin, SDM Mediatorin

 Sei es für die genussvollen Dinge des Lebens wie Fitness, Ernährung, Schönheit, Gesundheit oder mentale Leistungsfähigkeit. Oder die Arbeit betreffend wie Ausbildung, Laufbahn und Business. Auch für Fachbereiche wie Finanzen, IT und Buchhaltung. Für jedes Bedürfnis lässt sich ein geeigneter Coach finden. Man darf sich hier die Frage stellen, wie es die Menschen früher schafften ihr Leben ohne den passenden Coach zu meistern!

Der Begriff Coach kommt vom Englischen und bedeutet Kutscher. Bildlich gesehen begleitet ein Coach den Passagier von A nach B. Die Entwicklung zielorientierter Lösungen wird in einem Coaching durch den Coach begleitet. Es werden Ressourcen gestärkt, neu entdeckt und kanalisiert, um die gewünschten Veränderungen oder Entwicklung zu ermöglichen.

Nach dieser Begriffsklärung hat vielleicht doch die eine oder andere Person bereits Erfahrungen mit einem sogenannten Kutscher gemacht. Eine Person, die uns während einer schwierigen Situation Mut zusprach, unsere Stärken sichtbar machte und gemeinsam mit uns Ziele definierte und erarbeitete. Ich denke hier an Lehrpersonen, Lehrmeister*innen, Freund*innen, Verwandte und unerwartete Helfer*innen. Es kann jeder Mensch für einen anderen Menschen in einer bestimmten Situation ein wertvoller Coach sein.

Manchmal passt es jedoch auch nicht, und es lässt sich keine geeignete Unterstützung in unserem Umfeld finden. Vielleicht sind die Freund*innen mit der Thematik überfordert oder kämpfen selbst mit Energie- und Motivationsmangel. Oder wir möchten unser Umfeld nicht mit unseren Problemen belasten oder ihnen Einblick in unser Innenleben gewähren. Genau in solchen Situationen gilt es den richtigen Coach zu finden!

Ein ausgebildeter Coach zeichnet sich durch einen vielseitigen Werkzeugkoffer aus und berät mit Fachwissen und Geschick. Er oder sie stellt gezielte Fragen und bringt damit den Anstoss für eine Veränderung. Ein Coach ist unbelastet in der Vorgeschichte, hat keinen persönlichen Bezug zum Inhalt und ist damit neutral. Manchmal reicht bereits eine Sitzung und es kann mit neuer Zuversicht allein weitergegangen werden.

Wir, die Gruppe SDM Mediator*innen OW bieten Mediationen an. Dabei sitzen alle Beteiligten an einen Tisch, ergründen die Hintergründe und suchen zusammen Lösungen. Manchmal kann der Konflikt nicht zugeordnet werden oder die andere Partei will nicht mit an den Tisch. In diesen Situationen bieten wir ein Coaching in einem Einzelsetting an. Ich schätze die Arbeit mit Einzelpersonen sehr. Manchmal kommen die Menschen mit einem grossen Durcheinander und sie wissen nicht, wo sie anfangen sollen Ordnung zu machen. Während einer Sitzung suchen wir nach dem aktuell wichtigsten Punkt und versuchen herauszufinden, wie mit diesem umgegangen werden kann. Die Leute gehen oft mit einer einzigen Idee, etwas anders zu machen nach Hause, doch diese kleine Veränderung im Denken oder der Sichtweise ermächtigt sie in einem solchen Masse, dass sie Kraft schöpfen, alleine und mit Zuversicht das Durcheinander nach und nach selber zu lösen. Sie haben einen Anfang gefunden um selbst weiterzuarbeiten.

Mit diesem Text schliessen wir die Serie KONFLIKTE JETZT ANGEHEN im Unterwaldner ab. Wir wünschen Ihnen ein gutes Abschliessen des Jahres und ein grossartiges 2022. Wir sind weiterhin für Sie als Kutscher*innen oder Mediator*innen da.

Herzlichst SDM Mediator*innen Obwalden

Wenn ein Virus Freundschaften zerstört

Theddy Frener, SDM-Mediator

Seit bald zwei Jahre beschäftigen sich die Menschen rund um den Globus mit dem Thema Coronavirus. Kein Tag geht vorbei an dem wir nicht durch Fernseh-, Radio- und Zeitungsberichte an dieses Thema erinnert werden. Kein Gespräch am Arbeitsplatz, in der Familie, unter Freunden und Bekannten bei denen nicht das Virus im Vordergrund steht. Vielleicht geht es Ihnen wie mir. Es gibt Tage, da möchte ich am liebsten nichts mehr von Corona hören, die Nachrichten am Bildschirm und die Zeitungsberichte einfach ignorieren und mich anderen wichtigen Themen zuwenden, die es auf der Welt auch noch gibt. Dieses Unterfangen gelingt mir aber nur bedingt. Von Freunden und Bekannten höre ich, wie sie unter der Situation leiden. Es wird grosszügig in «Gut» und «Böse» oder aktuell «Geimpfte» oder «Ungeimpfte» eingeteilt. Je nachdem, wie die persönliche Situation sich darstellt, macht man sich Freunde, das Thema wird fallengelassen oder man endet in einer Diskussion, bei welcher man sich oft so verstrickt, dass man fast nicht mehr herauskommt.

So erstaunt es nicht, dass sich Geschwister darüber streiten, ob sie sich zum traditionellen Gedächtnis ihrer verstorbenen Eltern treffen sollen oder nicht, weil eines der Geschwister nicht geimpft ist. Es erstaunt auch nicht, dass langjährige Partnerschaften eine echte Krise durchmachen, weil sich der/die eine Partner*in nicht impfen lassen will oder sie sich nicht einig sind, wie sie sich zum Thema «Impfen der Kinder» verhalten wollen.

Positiv erstaunt war ich aber über die nachfolgende Geschichte, die ich Ihnen gerne kurz erzählen möchte.

Vier pensionierte Freunde treffen sich regelmässig bei schönem oder schlechtem Wetter zu Bergwanderungen oder Schneeschuhtouren. Ein wöchentlicher Anlass der nebst Geselligkeit auch etwas zur Fitness im Alter beiträgt. Eine wunderbare Gewohnheit also die keiner der vier Pensionierten vermissen möchte. Nun aber kam im letzten Jahr ein ungebetener Gast dazu. Covid 19! Die Schreckensmeldungen und eindrücklichen Bilder aus Italien liessen auch die vier pensionierten Wanderer nicht kalt. Sie diskutierten darüber, schränkten sich ein und befolgten die Anweisungen des Bundesrates. Als der ersehnte Impfstoff erhältlich war, haben sich zwei der Pensionierten sofort geimpft. Die anderen zwei wollten noch zuwarten. Da sich ihre Treffen vornehmlich im Freien abspielten, konnten sie trotz Einschränkungen weiterhin ihrem Hobby nachgehen. Sie entdeckten auf ihren Wanderungen wieder das Abkochen und Bräteln im Freien und die Welt war für sie, wenn auch mit Einschränkungen, so in Ordnung. Plötzlich wurden jedoch die Diskussionen ums Impfen untereinander immer härter und auch gehässiger. Die Vor- und Nachteile wurden zuerst sachlich und mit der Zeit so emotional geführt, dass der dritte im Bunde sich schon bald impfen liess. Jetzt wurden die Diskussionen für den noch Ungeimpften so unerträglich, so dass es zu einem heftigen Streit kam und die Wandergruppe sich vorübergehend auflöste.

Warum erzähle ich Ihnen das. Als ich kürzlich meinen Bekannten wieder getroffen habe, hat er mir erzählt, dass einer der Gruppe die anderen drei zu einer Aussprache eingeladen habe. Jeder konnte seinen Standpunkt einbringen. Sie kamen dann zum Schluss, dass sie die unterschiedlichen Meinungen zum Thema «Impfen» zukünftig respektieren wollen und haben das Thema Corona bei ihren Treffen zum Tabu-Thema erklärt. Schlussendlich wolle man die noch bevorstehende Zeit jeden Tag geniessen und sich vom Virus nicht die Lebensfreude stehlen lassen.

Dieses Beispiel zeigt, es braucht nicht immer einen Mediator*in, um aufeinander zuzugehen. Wichtig ist, dass Sie miteinander sprechen, einander zuhören und andere Meinungen akzeptieren und vor allem, machen Sie den ersten Schritt!

Sollten sie trotzdem Hilfe brauchen, melden sie sich bei mir.

ONLINE – STREITEN ….. in sicherer Distanz

Silvia Kiser Küchler, SDM-Mediatorin

 Neulich habe ich mir ein Kartenset mit dem Titel KOMMUNIKATION ONLINE* gekauft. Als Gastdozentin an der Pädagogischen Hochschule in der Spezialisierung Mediation, dachte ich mir, ein Update im Umgang mit Konflikten in der ONLINE Welt, das kann mir sicher nicht schaden.

*Eine Kooperation von CURAVIVA.CH ZISCHTIG.CH und JUGEND UND MEDIEN

Die Karten enthalten denn auch wertvolle Tipps für Kinder und Jugendliche, welche eigentlich gut zu jedem Kommunikationsalter passen:

CHATTEN BRAUCHT ZEIT

Gerade weil es so unglaublich schnell geht eine Nachricht zu verschicken, lohnt es sich vor dem Klick noch einmal alles durchzulesen. So können sicher einige Pannen, Missverständnisse und rote Köpfe vermieden werden.

FEHLENDE INFORMATIONEN

Kommunikation zwischen Menschen ist komplex und kompliziert. In Chats fehlen Mimik, Gestik und Tonfall, welche die Bedeutung einer Nachricht verändern können. So ist es hilfreich jeweils im Hinterkopf zu haben, dass das was bei mir ankommt, nicht automatisch das ist, was die sendende Person gemeint hat.

FRAGEN LOHNT SICH

Auch in der oberflächlichen Chat-Welt ist es möglich mit Fragen das Interesse an der Chatpartner*in  besser zum Ausdruck zu bringen. Durch Nachfragen, bevor Ratschläge und Lösungen verteilt werden, kann sich eine Tür zur Welt des Gegenübers öffnen.

NOTAUSGANG: OFFLINE GEHEN

Streit ist unangenehm. Wir möchten ihn so schnell wie möglich loswerden. Im Chat kann es schnell zu noch mehr Missverständnissen kommen. Deshalb ist es besser ein Treffen zu vereinbaren, zum Telefonhörer zu greifen und im Gespräch eine Klärung zu suchen.

Es gibt die Möglichkeit KONFLIKTE ONLINE anzugehen, wenn die Planung und Vorbereitung mit der nötigen Sorgfalt angepackt werden. Eine Mediator*in kann bei Bedarf auch zugezogen werden. So können Gewinner*innen auf dem digitalen Weg hervorgehen.

Bei einer Weiterbildung zu ONLINE MEDIATION konnte ich meine persönlichen Widerstände überwinden und durchaus Positives als Chance wahrnehmen. So können Personen in einen Mediationsprozess eingebunden werden, welche nicht mobil sind, einen weiten Anfahrtsweg haben oder sich zu Hause am sichersten fühlen. Punktuell können auch Fachpersonen für kurze Inputs in Sitzungen eingeladen werden.

Die Anfahrt zur Mediation kann mit der Einführung in die Technik verglichen werden. Alles benötigt seine Zeit und Aufmerksamkeit. Dem Raum ist in jeder Mediation, sei es online oder offline, sehr grosse Bedeutung beizumessen. Störungen sind zu vermeiden. Es kann aber sein, dass sich Personen „hinter dem Bildschirm geschützter fühlen“ und schneller öffnen als in face to face Situationen. Voraussetzung ist immer, dass sich alle auf die Mediation und Klärung einlassen wollen.

Mit Zwang kommen wir nicht weit – Bedenken müssen ausgesprochen und abgeholt werden. Bei Startsitzungen nehme ich oft eine grosse Anspannung und Unsicherheit bei allen Teilnehmenden wahr. Schliesslich stellt man sich einem Konflikt, was Unbehagen auslösen kann. Auch ich als Mediatorin möchte einen guten Einstieg machen und alle für die Mediation gewinnen.

Die „Spielregeln“ müssen immer klar sein. Auch die technische Komponente ist wichtig. Es braucht Notszenarien wie nach einem digitalen Blackout vorgegangen wird. Vielleicht wird dies online besser geklärt als offline. So kann ich mich auch in realen Situationen aus dem Raum entfernen, ausweichen, Wasser verschütten oder Schweigen als Zeichen von Macht einsetzen. Das sind alles nachvollziehbare und menschliche Reaktionen, wenn die Fronten sehr verhärtet sind.

Online-Mediationen, sowie solche gemeinsam an einem Tisch, bedürfen sehr guter Vorbereitung und Führung der Mediator*in. Es gibt immer wieder unvorhergesehene Wendungen in einem Prozess. Als Mediator*in, wie auch als Mediand*in heisst es offen zu sein, für das was kommt. Auf beide Arten sei es online oder offline, werden Veränderungen in Angriff genommen.

Der Herbst ist da. Der Rückzug in die eigenen vier Wände könnte ein Start sein für ein digitales Treffen. Gern biete ich ein Erstgespräch auch online an, so können Sie sich ein Bild machen über den Mediationsprozess und mich bereits ein erstes Mal sehen.

Melden Sie sich bei mir, wenn Sie Fragen haben oder etwas verändern möchten. Ich sende Ihnen auf Wunsch einen Link zu oder wir treffen uns in der realen Welt.

Sie haben die Wahl!

Ich freue mich auf Ihren ersten Schritt!

Friedliches Scheiden……

Eine Illusion oder ein gangbarer Weg?

Anita Schälin, SDM Mediatorin

 Wenn sich ein Paar zu einer Scheidung entschliesst, haben sowohl Mann als auch Frau schon viele schmerzhafte Momente durchlebt. Mit Adjektiven wie schmerzfrei, konfliktfrei und verlustfrei kann wohl keine Scheidung beschrieben werden und friedlich wird es auch nicht immer zugehen. Doch wenn wir den Blick auf geschiedene Paare werfen, können durchaus friedliche Beziehungen «Nach-dem-Scheiden» wahrgenommen werden.

Die Grundlage für einen einigermassen konstanten Frieden nach der Scheidung wird während der Trennung und vor allem während dem Scheidungsprozess gelegt. Hier liegt meines Erachtens die Chance der Weichenstellung. Jedes Paar steht vor der Entscheidung, wie sie die Ausarbeitung der bevorstehenden Scheidungskonvention angehen. Entschliessen sich «Noch-Eheleute» für eine Mediation, um die Scheidungsvereinbarung in gegenseitigem Einvernehmen auszuarbeiten, legen sie eine gute Grundlage für eine friedliche Eltern- oder Expartnerbeziehung.

Stehen Entscheidungen für noch minderjährige Kinder an, ist eine der grössten Herausforderungen, dass die Scheidenden es schaffen, von der Partnerrolle (oft verletzt, enttäuscht und wütend gegenüber dem Partner oder der Partnerin) in die Elternrolle (Schutz und Fürsorge und ein gutes Umfeld für die Kinder schaffen) zu gelangen. Beide Rollen dürfen gelebt werden, doch entscheidend ist, wann welche Rolle dominiert und gezeigt wird. Schaffen es die Eltern im Zusammensein mit den Kindern in ihrer Elternrolle zu bleiben, umso mehr Stress ersparen Sie den Kindern. Die Kinder brauchen Vater und Mutter.

In meinen Scheidungsmediationen kann es emotional hergehen, Parteien weinen, streiten und alte Verletzungen kommen noch einmal hoch. Mann und Frau verhandeln und stehen für sich selber ein. Doch sie werden auch immer wieder aufgefordert die Position des anderen oder der Kinder einzunehmen und im Sinne von diesen ihre eigene Sichtweise zu überdenken. Nach kürzerer oder länger Zeit liess sich bis jetzt immer eine Einigung finden, welche für beide Seiten stimmte. Eine Scheidungskonvention wird erst abgeschlossen und dem Gericht eingereicht, wenn beide Personen diese als fair und stimmig empfinden, andernfalls wird nach anderen Lösungen und Optionen gesucht.

Ein Paar, um die fünfzig, verwarf x-Mal mögliche Lösungen. Wir gingen wieder zurück, ergründeten Bedürfnisse, welche noch nicht berücksichtigt worden waren und suchten neue Möglichkeiten. Nach insgesamt 12 Sitzungen und drei weiteren mit der Treuhandfachperson hatten wir die Konvention zusammen. Bei einem Paar mit schulpflichtigen Kindern konnte eine Betreuungslösung vereinbart werden, welche über den «nur richterlichen Weg» nicht möglich gewesen wäre. Es hätte die Privatsphäre der anderen Partei zu stark tangiert.

Ob Elternbeziehungen nach der Scheidung immer friedlich sind, kann ich nicht sagen, doch die Parteien in meiner Praxis sind stets bemüht, eine bestmögliche Ausgangslage zu schaffen damit die Bedürfnisse der Kinder im Zentrum bleiben.

Eine Scheidung ist immer ein Verlust und ist mit Trauer und Loslassen verbunden. In finanzieller Hinsicht bedeutet es meist eine Einschränkung der bisherigen Situation. Der Inhalt der Scheidungskonvention kann jedoch in einer Mediation mitbestimmt werden und die Scheidenden haben den Prozess selber in der Hand. Ich als Mediatorin begleite und strukturiere ihn, verschriftliche und stelle sicher, dass die möglichen Handlungsspielräume eingehalten, von beiden Parteien als gerecht und fair wahrgenommen werden und umsetzbar sind. Gewisse rechtliche Vorgaben sind zwingend einzuhalten (Pensionskasse, Vorsorgeersparnisse, Sorgerecht der Kinder, Beziehungsrecht) und die güterrechtliche Auseinandersetzung lagere ich bei grösseren Vermögenswerten aus. Manchmal ist auch die Zusammenarbeit mit weiteren Fachpersonen angebracht.

Bei allen Bemühungen sich friedlich scheiden zu lassen, begleite ich auch sehr gerne Paare, die in eine Paar- Mediation in Form einer Prävention kommen. Ein präventiver Tipp für das erhalten einer langjährigen Beziehung, welcher mir eine Mediandin mit auf den Weg gab, teile ich an dieser Stelle gerne mit Ihnen: «Verbringen Sie gemeinsam Zeit mit Ihrem Partner*in. Falls zu wenig gemeinsame Interessen vorhanden sind, wechseln Sie aus beiden Interessebereichen ab. Und Probleme ansprechen und früher gemeinsam Unterstützung in Anspruch nehmen.»

Gutes Sterben oder was Sterbende bereuen!

Theddy Frener, SDM-Mediator

Vor nicht langer Zeit las ich in einer Konsumentenzeitschrift unter dem Titel «Was Sterbende bereuen» von der Australierin Bronnie Ware die im Zusammenhang mit ihrer Glücksforschung und als Palliativpflegerin todkranke Menschen auf ihrem letzten Weg begleitete. Sie sprach mit ihnen darüber, ob sie ein gutes Leben hatten. Überraschend oft bekam sie zu hören, dass die Sterbenden gerne anders gelebt hätten. Die Erkenntnisse veröffentlichte sie im Buch «Fünf Dinge die Sterbende am meisten bereuen».

«Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.»

«Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet».

«Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.»

«Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten.»

«Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt glücklicher zu sein».

Ich meine, dass diese Punkte zum Beispiel wie folgt ergänzt werden könnten:

«Ich wünschte, ich hätte den schon lange andauernden Zwist mit meinen Geschwistern, Kindern, Nachbarn usw. noch bereinigen können.»

«Ich wünschte, ich hätte mich in Familienangelegenheiten nicht immer so stur verhalten.»

«Ich wünschte, ich hätte die Planung meiner Nachfolge schon früher an die Hand genommen.»

«Ich wünschte, ich hätte im Umgang mit meinen Mitmenschen mehr Kompromissbereitschaft gezeigt.»

Ich höre ab und zu in meinem privaten Umfeld, dass der Vater oder die Mutter nicht sterben, nicht loslassen konnte. Wir wissen nicht was sie oder er noch nicht aufgearbeitet hat. Das habe ich auch bei meinem sterbenden Vater erlebt. Er musste in seinem Leben etwas Tiefgründiges erlebt haben, das er bis zur letzten Minute nicht verarbeiten konnte. War es ein alter Konflikt? Ein Erlebnis aus der Kindheit? Vielleicht können wir es erahnen, erfahren werden wir es wohl nie genau.

In einer Tageszeitung las ich letzthin eine interessante Kolumne zum Thema «Gutes Sterben». Der Verfasser, Eugen Koller, kath. Theologe aus Luzern meinte dazu: «Es trifft zu, dass einem guten Leben auch ein gutes Sterben folgt.» «Palliativmediziner*innen betonen, dass ein gutes Sterben vielfach damit zusammenhängt, ob der sterbende Mensch das Gefühl hat, dass sein Leben erfüllt war, dass es in Ordnung war.» Er schreibt dann auch weiter, was die sterbenden Menschen wohl am meisten bedauern. Nicht so überraschend kommt hier die Aussage, dass viele Menschen bedauern, dass sie gegenüber ihren Mitmenschen nicht so gehandelt haben, wie sie selbst hätten behandelt werden wollen. Das ist ein enorm wichtiger Punkt, der uns auch in der Mediation immer wieder beschäftigt. Menschen sind oft gegenüber Konfliktpartner*innen verletzend und verurteilend, was sie selbst jedoch als ehrlich und direkt beschreiben. Das Gegenüber kann im Moment gar nicht angemessen reagieren.  Erst zu einem späteren Zeitpunkt haben wir die Gegenargumente bereit mit denen man hätte entgegnen können.   Meistens vertragen Menschen, die sehr direkt sind, keinen Widerspruch des Gegenübers, geschweige denn, die gleiche Direktheit, die sie selbst als richtig empfinden.

Für mich persönlich war es auf jeden Fall eine heilsame Erfahrung als mich in jungen Jahren ein guter Freund einmal darauf angesprochen hat, ob ich auch so viel ertragen könnte, wie ich im Stande sei auszuteilen. Diesen Hinweis habe ich nie vergessen und dementsprechend habe ich auch mein Verhalten angepasst. Also sprechen sie solche Empfindungen unbedingt frühzeitig an, am besten in einem unbeschwerten Moment, der keinen Bezug zum Streitgespräch hat.  Sie stehen einerseits für Ihre eigenen Bedürfnisse ein, anderseits geben Sie der anderen Person die Chance, automatisiertes Verhalten sichtbar zu machen und sich so zu verändern, dass sie sich gegenüber Menschen so verhalten, wie sie gerne selbst behandelt werden möchten. Eine Mediation wäre auch hier präventiv eine Möglichkeit, da unbeachtete Bedürfnisse irgendwann zu erhärteten Konflikten führen können.

Gerne schliesse ich mit den Worten von Eugen Koller:

«Wer nicht zu seinen Gefühlen stehen kann, das Leben nicht im Hier und Jetzt bewusst gestaltet und achtsam ist und wenig auf gute Freundschaften baut, erkennt am Ende des Lebens, Wichtiges verpasst zu haben. Ob wir zufrieden loslassen und sterben können, haben wir auch in unseren Händen».

Ich freue mich auf Ihren Anruf oder Ihre Kontaktaufnahme.

Hilfe, ich ertrinke…     … Jetzt gilt es die richtige Schwimmhilfe zu finden!

Silvia Kiser Küchler, SDM-Mediatorin

Natürlich hoffe ich, dass Sie dieses Gefühl NICHT kennen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie entspannt in einer Hängematte schaukeln, auf einem Stand Up Paddle aktiv sind oder eine Fahrt auf einem Kursschiff geniessen. Alles in sicherer Distanz zum Wasser oder mit dem nötigen Zubehör wie Rettungsweste, Seesack und Flossen. So, dass Sie schöne und unbeschwerte Sommermomente erleben.

Manchmal ist diese Harmonie leider von kurzer Dauer. Abgründe öffnen sich und wie ein Seeungeheuer aus der Tiefe steigt, nehmen plötzlich unangenehme Gedanken überhand. Es können unausgesprochene Themen sein, welche unaufhaltsam bedrohlich die harmonischen Bilder am See überdecken.

Oft sind es Konflikte, welche wir nicht gewagt haben anzusprechen, vielleicht mit Menschen, denen wir nicht täglich begegnen, somit ausweichen können, um vermeintlich alles ruhen zu lassen. Genau im Moment der Idylle, können sie dann unseren inneren Frieden stören, ziehen uns herunter in einem Strudel von destruktiven Gedanken.

Warum wagen wir es oft nicht, Menschen direkt zu konfrontieren, wenn sie uns verletzt haben?

Im Stolz getroffen ziehen wir uns zurück, denken den Konflikt innerlich lösen zu können und merken nicht, dass dieser immer wieder auftaucht und unseren Alltag negativ beeinflusst.

Ich erinnere mich an einen Mann nahe dem Pensionsalter, welcher mir von seinem Ärger mit seinem Arbeitsteam erzählte. Die Chemie stimmte nicht. Auch seine Chefin anerkannte seine innovativen Ideen für den Betrieb nicht.  Er schluckte seinen Groll hinunter, weil er es nie gewagt hatte die Themen direkt mitzuteilen. Enttäuscht zog er sich zurück und schlitterte vor seiner Pension in eine tiefe Krise.

Beim Ertrinken ist es klar, dass wir sofort nach Hilfe rufen. Wir haben keine andere Wahl. Mit allen Mitteln und Sinnen machen wir uns bemerkbar. Bei Konflikten ist es nicht einfach früh genug Hilfe zu holen, denn wir müssen zuerst erkennen, dass wir uns in einer Sackgasse befinden. Als Außenstehende ist es wiederum schwierig Hilfe anzubieten, da es als Einmischung oder Aufdrängen empfunden werden kann. Ist jedoch das Problem erkannt und es muss schnell eine Lösung her, gibt es gute Methoden.

Kennen Sie die Kurzzeitmediation?

Bei dieser Form der Mediation werden in nützlicher Frist Lösungen ausgearbeitet. Einzelne Vorgespräche mit gezielten Fragen und schriftlichen Vorbereitungen helfen dabei. Natürlich immer vorausgesetzt, alle gestehen sich den Konflikt ein und sind bereit aktiv etwas zu verändern.

Gerade in der heutigen Idylle am Sarnersee habe ich den Entschluss gefasst, mit der Klärung einer persönlichen Angelegenheit vorwärtszumachen. Ich habe mich bis anhin sehr schwer getan Hilfe zu holen. Zum Glück kenne ich Fachpersonen und muss nur noch die geeignete Person auswählen und selbst aktiv den nächsten Schritt wagen.

Die Vorstellung zu ertrinken ist bitter. Holen doch auch Sie Hilfe, bevor Ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Bestimmt ist ein Rettungsring in der Nähe, um ans sichere Ufer zu gelangen. Schauen Sie herum und verlieren Sie keine kostbare Zeit. Nutzen Sie die unbeschwerte Sommerzeit, um Veränderungen anzudenken, wenn Sie etwas stark beschäftigt oder gelöst werden soll. Der Herbst wird kommen und damit auch die Zeit der Einkehr und längeren Nächte.

Doch jetzt heisst’s:  Schiff ahoi!

Ich begebe mich gerade auf den Seestern, um meine Perspektive zu wechseln und einfach dahinzugleiten und die Rundumsicht zu geniessen. Wechseln auch Sie ab und zu Ihren Fokus!

Nach der Pensionierung erst recht!

Theddy Frener, SDM-Mediator

Lebenserfahrene Menschen sehnen sich danach, ihren Lebensstil nach der Pensionierung so zu verändern, dass langersehnte Wünsche möglich werden. Sie freuen sich auf mehr Gelassenheit, Musse und den Tag so zu gestalten wie sie sich das früher immer gewünscht haben. Zählen Sie zu diesen lebenserfahrenen Menschen? Haben Sie, falls Sie in einer Partnerschaft leben, den angedachten neuen Lebensstil Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner mitgeteilt, darüber gesprochen und Veränderungen gemeinsam geplant? Freuen Sie sich beide auf die Zeit nach der Pensionierung?

Es kann vorkommen, dass der pensionierte Mann bereits in der ersten Woche seiner Partnerin eröffnet, dass heute ein wunderbarer Tag für eine Wanderung sei. Überrascht über dieses unverhoffte Ansinnen reagiert die Partnerin mit einem klaren «nein, das geht jetzt nicht.» «Heute habe ich meinen Frauen-Jassnachmittag.» «Schon immer war der Mittwoch mein Frauentag, das weisst du doch.» Seine Reaktion ist natürlich gereizt und es beginnt eine unnötige Diskussion darüber, ob sie nun wirklich heute bei diesem Sonnenschein nicht einmal das Jassen lassen könne. Meistens enden solche Diskussionen in einem Streit und man geht völlig verärgert auseinander. Für sie wird dieser Tag in schlechter Erinnerung bleiben und falls er trotzdem alleine auf eine Wanderung geht, wird er sich nicht so recht an diesem Ausflug freuen können. Bestimmt könnten hier unzählige weitere Beispiele angefügt werden, die zu unnötigen Spannungen und Frust in der Beziehung führen.

Es gibt verschiedene Wege, beschriebene Situationen zu vermeiden. Eine davon wäre, die Frage, «Wie gestalten wir den Alltag nach der Pensionierung gemeinsam?» frühzeitig ebenfalls gemeinsam anzugehen. Es gibt in der Pensionsvorbereitung nicht nur finanzielle Aspekte, die gelöst werden müssen. Nein, es sind die sogenannt kleinen Dinge des Alltags die Mühe bereiten. Es ist immer wieder betrüblich zu hören, dass Paare, die sich fast das ganze Arbeitsleben lang gut verstanden haben, nach der Pensionierung den «Rank» miteinander nicht mehr finden. Trennungen nach der Pensionierung sind nicht so selten. Oft kommt bei einer Trennung die Erkenntnis, wie sehr man doch den anderen vermisst. Wo immer noch ein Funke Liebe vorhanden ist, lohnt es sich die weiteren Schritte für eine harmonische gemeinsame Zeit nach der Pensionierung zu thematisieren. Es gibt viele Wege und praktische Ansätze wie man wieder zueinander findet. Dazu gehört sicher der Wille miteinander die gegenseitigen Bedürfnisse anzusprechen. Es ist normal, dass es zu Spannungen kommen kann, wenn der Mann (oder vielleicht die Frau) von einem Tag auf den anderen zu Hause ist und versucht den Tagesablauf der Frau (oder des Mannes) zu verändern. Der Tages- und Wochenablauf, der sich über die vergangenen Jahre so aufgebaut hat.

Eine sehr einfache mögliche Lösung ist, miteinander zu sprechen. Steht bei Ihnen die Pensionierung schon bald bevor? Nutzen Sie dieses Zeitfenster und sprechen Sie darüber, wie Sie dem Tagesablauf nach der Pensionierung eine neue Struktur geben könnten.

Geniessen Sie bereits die Pensionierung und kommen Ihnen hier beschriebene Themen bekannt vor? Auch dann ist es nicht zu spät, schwierige Themen anzusprechen. Sollten Sie Mühe bekunden mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin solch Konfliktgeladenes zu besprechen, dann scheuen Sie sich nicht, Unterstützung zu holen. Eine Aussenansicht kann manchmal sehr hilfreich sein.

Sprechen Sie auch mit Gleichgesinnten und Sie werden bald feststellen, dass Sie mit Ihren Problemen nicht allein sind.

Stillstand nach dem ersten Anruf

Der erste Anruf ist gemacht und nun wie weiter?

Anita Schälin, SDM Mediatorin

Wir wissen, wie viel Überwindung es braucht, etwas Unangenehmes anzugehen. Zudem erscheint uns der Zustand nicht immer gleich schwer. Manchmal nehmen wir die Situation als nicht so schlimm wahr, dann sieht es so aus, also ob sich alles wieder einpendelt oder wir reden uns selbst gut zu, nicht über zu reagieren oder noch etwas abzuwarten. Immer sind andere Personen mitbetroffen. Die Situation wird nicht von allen gleich empfunden oder eingeschätzt. Der eine befürchtet etwas zu verlieren, die andere müsste allenfalls etwas verändern.

Irgendwann entscheidet eine Partei, so geht es nicht weiter. Sie sucht sich eine stimmige Mediator*in, greift zum Hörer und macht den ersten Anruf. Dieser kann sehr entlastend sein, denn an dieser Stelle kann endlich die eigene Sichtweise an einer neutralen Person geschildert werden.

Auch wenn diese Handlung banal und unspektakulär erscheint, bedarf sie grosser Anstrengung und innerer Auseinandersetzung. Jetzt gilt es dran zu bleiben und sich nicht durch Widerstände und Unentschlossenheit der anderen Partei aufhalten zu lassen.

Folgende Szenarien habe ich bis jetzt erlebt:

-Es bleibt bei diesem ersten Anruf. Eine Mediation kommt nicht zu Stande. Gründe dafür kann ich nur erahnen. Ich gehe davon aus, dass die anderen involvierten Parteien nicht offen sind für eine Mediation, sich verweigern oder dass kein gemeinsamer Termin gefunden wird. Ein möglicher Grund kann natürlich auch eine andere Anlaufstelle sein. Vielleicht wurde eine Beratungsstelle gefunden oder der gerichtliche Weg wird eingeschlagen.

-Es folgt ein zweiter Anruf. Es wird mitgeteilt, dass eine Mediation nicht mehr nötig ist. Erstaunlich ist hierbei, dass ein Anruf bei einer Mediator*in bereits bei allen Beteiligten etwas in Gang setzt. Einsichten können hier passieren und Konflikte lösen sich in der Tat von selbst. Ich hatte kürzlich einen solchen zweiten Anruf und erfuhr, dass sich der Konflikt wie durch ein Wunder gelöst hätte. Ich freute mich sehr darüber und wir wünschten uns gegenseitig alles Gute. Auf ein Widersehen verzichteten wir😊.

-Die Person meldet sich wieder. Die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Anruf kann zwischen Stunden und Monaten dauern. Zusammen wird ein Termin gefunden und die Mediation kann starten.

Der Stillstand nach dem ersten Anruf kann also durchaus positiv sein. Allzu oft wird jedoch der erste Flow unterbrochen und der Konflikt und die Belastung bleiben bestehen. An dieser Stelle empfehle ich, möglichst beim ersten Anruf mehrere mögliche Termine mit der Mediator*in zu vereinbaren. Steht ein Termin, ist die Chance grösser, dass es weiter geht. Mediationstermine können bekanntlich auch wieder abgesagt werde. Wenn mehrere Parteien involviert sind, starte ich mit denen, die bereit sind mitzumachen. Vielleicht kommen die fehlenden Personen später dazu oder die Aktiven bringen etwas in Gang, so dass alle in eine Veränderung kommen.

Können Sie die andere Partei nicht zu einer Mediation überzeugen, bleibt Ihnen noch die Möglichkeit alleine den Konflikt anzugehen. In diesem Fall spricht man eher von Beratung oder Coaching. Sie finden Mittel und Wege, wie Sie mit dem Konflikt umgehen oder für sich kleine oder grössere Veränderungen einleiten und umsetzen können.

Ein Mann, der einen Arbeitsplatzkonflikt hatte und die involvierte Person nicht für eine Mediation motivieren konnte, fand einen Weg, wie er mit diesem Arbeitsgspändli möglichst energieschonend umgehen konnte. Dafür investierte er zwei Mal eine Stunde Beratung.

Also, wenn Sie den ersten Schritt machen und eine Mediator*in kontaktieren, machen Sie auch den zweiten Schritt und vereinbaren Sie einen Termin. Wenn alle Stricke reissen, haben Sie die Möglichkeit, diesen alleine wahr zu nehmen um für sich eine Strategie zu finden. Die weiteren Schritte gehen dann fast von alleine…

Vom runden Tisch…

…der Gefahren mit sich bringt und verdeckte Chancen birgt!

Silvia Kiser Küchler, SDM-Mediatorin

Wir haben die Erwartung, dass der runde Tisch alles lösen kann.Doch ist es nicht oft dieser Tisch, der eckig und kantig daherkommt?Angriffsfläche und Zündstoff mit sich bringt?Warum sich das also antun?Wenn vielleicht Angst um Gesichtsverlust und hitzige Diskussionen abschrecken.

Angenommen, alle setzen sich gemeinsam an den Tisch solange direkter Augenkontakt noch möglich ist, die Späne noch nicht fliegen. Dann ist es um ein Vielfaches einfacher entspannt zu sein und mit Offenheit und Ehrlichkeit aufeinander zu reagieren.

Als Mediatorin ist es für mich jeweils ein erster Meilenstein, wenn alle Beteiligten zu einem ersten Gespräch bereit sind, sei es gemeinsam oder zuerst in Einzelgesprächen. Es zeigt die Bedeutung der Thematik und die Wertschätzung den anderen Personen gegenüber. Die Beteiligten stellen sich der Situation, auch wenn sie noch nicht wissen wohin das Ganze führt.

Im weiteren Prozess schaue ich als Mediatorin bewusst, dass alle zu Wort kommen, ihre Sichtweisen ausführlich schildern können und Gehör erhalten. Ich führe die Mediand*innen, indem ich offene Fragen stelle und alle Beteiligten zum Überdenken der eigenen Situation anrege. Es ist nicht so, dass ich die Lösung für das Problem kenne, diese liegt ganz allein in der Hand der Mediand*innen.

Ich steuere jedoch den Prozess in die Richtung einer alltagstauglichen Lösung, welche mit einer Vereinbarung abgeschlossen wird. Es geht dabei nicht um einen Kompromiss, sondern um eine konsensfähige Lösung. Beim Konsens gehe ich auf die Bedürfnisse aller Beteiligten gleichwertig ein und entwickle mit ihnen eine neue Lösung, welche im Dialog reifen kann und von allen getragen wird.

Leider sind diese runden Tische nicht harmonisch und bequem. Es ist mir wichtig, als Mediatorin die Zwischentöne und Störgeräusche zu hören. Die persönlichen Wahrnehmungen und Sichtweisen sollen vollumfänglich auf den Tisch kommen, ins Zentrum rücken und von allen Seiten beleuchtet werden. Im Erkennen der Welt des anderen kann der Kern der Lösung angepeilt und in ein für alle passendes Gefüge gebracht werden.

Immer vorausgesetzt; alle kommen an den Tisch und sind bereit ihre Stimme, laut oder leise, einzubringen. Denn es ist schwierig auszuhalten, wenn jeweils nur geraten werden kann, was die Beweggründe des anderen sein könnten. Haben wir unsere Kontrahent*innen mit unserem eigenen Verhalten verletzt?Ist die Weiterführung einer Beziehung nicht wichtig genug?Sind andere Gründe oder Sorgen der Ursprung des Disputs?

Das heisst auch, keine Chance zu bekommen, einen Beitrag zu leisten, sei es sich zu entschuldigen, eine Anerkennung auszusprechen oder eine sonstige Reaktion zu zeigen, dass sich etwas verändern kann.So möchte ich Sie ermuntern, Ihre Konfliktpartner*innen anzufragen zusammen an den Tisch zu kommen und einen ersten Versuch der gemeinsamen Betrachtung zu wagen. Hinzuschauen und hinzuhören – aktiv zu werden. Im Wissen, dass eine neutrale Person die Verantwortung für den Prozess übernimmt, können Sie sich auf sich selbst und Ihre Wahrnehmungen konzentrieren. Der runde Tisch ist in meinem Fall zwar kantig, doch zusammen mit allen Beteiligten in einer Runde ist es möglich, die schwierige Situation zusammen anzugehen und Kanten abzurunden und Unebenheiten zu glätten.

Ich freue mich auf Ihren Anruf oder Ihre Kontaktaufnahme.

Sind Chef*innen gute Mediatoren*innen?

Theddy Frener, Mediator SDM

Bestimmt ist es in Ihrem Betrieb schon vorgekommen, dass Sie als Chef*in festgestellt haben, dass zwischen zwei Mitarbeitenden «dicke Luft» herrscht. Vielleicht haben sich sogar zwei oder mehrere Mitarbeitende gegen eine ganz bestimmte Person gestellt oder Sie selbst sind Opfer einer solchen Situation geworden. Was machen Sie in einem solchen Fall? Abwarten und hoffen, dass sich die Situation wieder beruhigt? Vielleicht hat Ihr Mitarbeiter*in gegenwärtig private Probleme und die werden sich bestimmt wieder lösen. In vielen Fällen lösen sich hitzige Situationen tatsächlich von selbst und Ihre Entscheidung, zuzuwarten, war genau richtig. In anderen Fällen löst sich der Konflikt nicht und bei denen sind Sie als Führungsperson gefordert, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Interventionen zu veranlassen.

Meine Empfehlung als Mediator:

Sprechen Sie Spannungen zwischen Mitarbeitenden möglichst frühzeitig an. Bieten Sie ihnen Hilfe an. Ergreifen Sie die Initiative bevor es zu spät ist. Der Idealfall wäre natürlich, die direktbetroffenen Personen melden sich von sich aus bei Ihnen solange der Konflikt nicht zu stark eskaliert ist. Bleiben Sie auf jeden Fall allparteilich.

Pflegen Sie einen mediativen Führungsstil, begleiten Sie die Kontrahent*innen in der Erarbeitung von eigenen Lösungsvorschlägen zur Konfliktbehebung. Stellen Sie fest, dass Sie sich Gedanken machen, was dieser Konflikt für Ihren Betrieb für Auswirkungen haben könnte, wer von den beiden Streitenden für Sie unentbehrlich ist, sollten Sie Ihre Rolle als Konfliktberater*in reflektieren. Vielleicht ist das ein Zeichen, dass Sie externe Unterstützung annehmen müssen.

Ich kenne eine Arbeitnehmerin, bei welcher ein Konflikt im Team über zwei Jahre immer wieder im Vorgesetztenbüro diskutiert wurde. Es fanden einige Gespräche in den verschiedensten Formationen statt. Es wurde über Befangen- und Voreingenommenheit gemunkelt. Leider verpasste es der Chef, eine externe Begleitperson beizuziehen und es endete mit einer Kündigung ihrerseits. Dies kann durchaus eine Lösung sein und in diesem Fall war es für die betroffene Person eine Erleichterung. Der Betrieb läuft weiter, andere Personen haben ihre Aufgabe übernommen, doch das Team bleibt mit dem Gefühl des nicht getragen seins zurück. Es fühlt sich allein gelassen, nicht unterstützt und verunsichert.

Entscheidend für das Angehen von Konflikten ist Ihre Haltung. Als Führungsperson dürfen Sie sich fragen: «Was ist mir wichtig? Welche Werte vertrete ich? Welchen Spielraum und welche Kompetenzen habe ich? Auf alle Fälle können Sie mit einem mediativen Führungsstil, bei dem Sie die Interessen aller Beteiligten wahrnehmen viel zu einem guten Teamklima beitragen. Dies ist auf jeden Fall keine Frage des Geschlechts, sondern wie gesagt, Ihrer Haltung.