Sind Chef*innen gute Mediatoren*innen?

Theddy Frener, Mediator SDM

Bestimmt ist es in Ihrem Betrieb schon vorgekommen, dass Sie als Chef*in festgestellt haben, dass zwischen zwei Mitarbeitenden «dicke Luft» herrscht. Vielleicht haben sich sogar zwei oder mehrere Mitarbeitende gegen eine ganz bestimmte Person gestellt oder Sie selbst sind Opfer einer solchen Situation geworden. Was machen Sie in einem solchen Fall? Abwarten und hoffen, dass sich die Situation wieder beruhigt? Vielleicht hat Ihr Mitarbeiter*in gegenwärtig private Probleme und die werden sich bestimmt wieder lösen. In vielen Fällen lösen sich hitzige Situationen tatsächlich von selbst und Ihre Entscheidung, zuzuwarten, war genau richtig. In anderen Fällen löst sich der Konflikt nicht und bei denen sind Sie als Führungsperson gefordert, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Interventionen zu veranlassen.

Meine Empfehlung als Mediator:

Sprechen Sie Spannungen zwischen Mitarbeitenden möglichst frühzeitig an. Bieten Sie ihnen Hilfe an. Ergreifen Sie die Initiative bevor es zu spät ist. Der Idealfall wäre natürlich, die direktbetroffenen Personen melden sich von sich aus bei Ihnen solange der Konflikt nicht zu stark eskaliert ist. Bleiben Sie auf jeden Fall allparteilich.

Pflegen Sie einen mediativen Führungsstil, begleiten Sie die Kontrahent*innen in der Erarbeitung von eigenen Lösungsvorschlägen zur Konfliktbehebung. Stellen Sie fest, dass Sie sich Gedanken machen, was dieser Konflikt für Ihren Betrieb für Auswirkungen haben könnte, wer von den beiden Streitenden für Sie unentbehrlich ist, sollten Sie Ihre Rolle als Konfliktberater*in reflektieren. Vielleicht ist das ein Zeichen, dass Sie externe Unterstützung annehmen müssen.

Ich kenne eine Arbeitnehmerin, bei welcher ein Konflikt im Team über zwei Jahre immer wieder im Vorgesetztenbüro diskutiert wurde. Es fanden einige Gespräche in den verschiedensten Formationen statt. Es wurde über Befangen- und Voreingenommenheit gemunkelt. Leider verpasste es der Chef, eine externe Begleitperson beizuziehen und es endete mit einer Kündigung ihrerseits. Dies kann durchaus eine Lösung sein und in diesem Fall war es für die betroffene Person eine Erleichterung. Der Betrieb läuft weiter, andere Personen haben ihre Aufgabe übernommen, doch das Team bleibt mit dem Gefühl des nicht getragen seins zurück. Es fühlt sich allein gelassen, nicht unterstützt und verunsichert.

Entscheidend für das Angehen von Konflikten ist Ihre Haltung. Als Führungsperson dürfen Sie sich fragen: «Was ist mir wichtig? Welche Werte vertrete ich? Welchen Spielraum und welche Kompetenzen habe ich? Auf alle Fälle können Sie mit einem mediativen Führungsstil, bei dem Sie die Interessen aller Beteiligten wahrnehmen viel zu einem guten Teamklima beitragen. Dies ist auf jeden Fall keine Frage des Geschlechts, sondern wie gesagt, Ihrer Haltung.