von Anita Schälin, Mediatorin SDM
Lohnt sich eine Mediation überhaupt?
Frau oder Mann fühlen sich doppelt betrogen. Da ist zum einen der belastende Konflikt selbst. Der Kopf ist nicht frei und andere vergnüglichere Beschäftigungen haben das Nachsehen. Zählt man all die schlaflosen Stunden und die vielen Gespräche mit Beteiligten oder nicht Beteiligten hinzu, kann nachvollzogen werden, dass ein finanzieller Widerstand da sein muss. Warum für etwas so Unangenehmes auch noch bezahlen? Die Praxis jedoch zeigt, dass die Bezahlung selten zu Diskussionen führt. Der offene Betrag wird durch alle aufgeteilt und in der Regel schnell bezahlt.
Vielleicht dient der Widerstand eher als guten Grund, etwas nicht anzugehen. Wer kauft schon gerne die Katze im Sack? Zu Beginn einer Mediation oder Beratung ist der Ausgang offen, einvernehmliche Lösungen sind schwer vorstellbar und es gibt keine Garantie, dass eine Mediation auch wirklich erhofften Erfolg führt. Der finanzielle Wert einer Mediation lässt sich nicht berechnen, der Wert ist eher immateriell: Entlastend, befreiend, klärend. Kommen bei einem Konflikt Anwälte von verschiedenen Parteien ins Spiel, kann eine Mediation jedoch finanziell interessanter sein. Anstelle der Anwälte wird der Konflikt durch eine Vermittler*in geleitet. Mediator*innen begleiten und setzen auch Verträge, Trennungs- und Scheidungsvereinbarungen auf. Manche Rechtschutzversicherungen finanzieren Mediationen und Institutionen oder Stiftungen haben auf Anfrage auch schon die Kosten übernommen.
Ein mittlerer Konflikt von drei bis vier Sitzungen hat einen Wert von 700 bis 1000.- CHF. Der Preis orientiert sich am Schweizerischen Dachverband Mediation (SDM). Reich werden kann ich damit wohl kaum. Der Wert meiner Tätigkeit lässt sich jedoch immateriell aufwiegen: Interessant, abwechslungsreich, erfüllend.
Ob sich nun eine Mediation gelohnt hat, das können nur die Mediand*innen beurteilen. Mir wurde in einem Fall zurückgemeldet, dass durch die Gespräche mit der anderen Konfliktperson Bewegung in eine verstrickte Situation kam und sich Klarheit bildete. Der Frau wurde nach zwei Sitzungen bewusst, wie sie eine Situation nicht mehr haben möchte. Somit bestand die Lösung in der Trennung. Die Mediation wurde durch dies Entscheidung beendet. Ich kann also aus der Sicht als Mediatorin mit einem klaren Ja antworten.
Es lohnt sich definitiv, die Hürde des finanziellen Widerstandes zu nehmen und eine erste kostenlose Abklärung anzugehen.
Die Autorin, Anita Schälin ist dem Netzwerk Mediation im ländlichen Raum angeschlossen sowie im Verein Mediation Zentralschweiz. Um ihren Blick zu erweitern, arbeitet sie mit der Gruppe SDM Mediator*innen OW zusammen.