Vom runden Tisch…

…der Gefahren mit sich bringt und verdeckte Chancen birgt!

Silvia Kiser Küchler, SDM-Mediatorin

Wir haben die Erwartung, dass der runde Tisch alles lösen kann.Doch ist es nicht oft dieser Tisch, der eckig und kantig daherkommt?Angriffsfläche und Zündstoff mit sich bringt?Warum sich das also antun?Wenn vielleicht Angst um Gesichtsverlust und hitzige Diskussionen abschrecken.

Angenommen, alle setzen sich gemeinsam an den Tisch solange direkter Augenkontakt noch möglich ist, die Späne noch nicht fliegen. Dann ist es um ein Vielfaches einfacher entspannt zu sein und mit Offenheit und Ehrlichkeit aufeinander zu reagieren.

Als Mediatorin ist es für mich jeweils ein erster Meilenstein, wenn alle Beteiligten zu einem ersten Gespräch bereit sind, sei es gemeinsam oder zuerst in Einzelgesprächen. Es zeigt die Bedeutung der Thematik und die Wertschätzung den anderen Personen gegenüber. Die Beteiligten stellen sich der Situation, auch wenn sie noch nicht wissen wohin das Ganze führt.

Im weiteren Prozess schaue ich als Mediatorin bewusst, dass alle zu Wort kommen, ihre Sichtweisen ausführlich schildern können und Gehör erhalten. Ich führe die Mediand*innen, indem ich offene Fragen stelle und alle Beteiligten zum Überdenken der eigenen Situation anrege. Es ist nicht so, dass ich die Lösung für das Problem kenne, diese liegt ganz allein in der Hand der Mediand*innen.

Ich steuere jedoch den Prozess in die Richtung einer alltagstauglichen Lösung, welche mit einer Vereinbarung abgeschlossen wird. Es geht dabei nicht um einen Kompromiss, sondern um eine konsensfähige Lösung. Beim Konsens gehe ich auf die Bedürfnisse aller Beteiligten gleichwertig ein und entwickle mit ihnen eine neue Lösung, welche im Dialog reifen kann und von allen getragen wird.

Leider sind diese runden Tische nicht harmonisch und bequem. Es ist mir wichtig, als Mediatorin die Zwischentöne und Störgeräusche zu hören. Die persönlichen Wahrnehmungen und Sichtweisen sollen vollumfänglich auf den Tisch kommen, ins Zentrum rücken und von allen Seiten beleuchtet werden. Im Erkennen der Welt des anderen kann der Kern der Lösung angepeilt und in ein für alle passendes Gefüge gebracht werden.

Immer vorausgesetzt; alle kommen an den Tisch und sind bereit ihre Stimme, laut oder leise, einzubringen. Denn es ist schwierig auszuhalten, wenn jeweils nur geraten werden kann, was die Beweggründe des anderen sein könnten. Haben wir unsere Kontrahent*innen mit unserem eigenen Verhalten verletzt?Ist die Weiterführung einer Beziehung nicht wichtig genug?Sind andere Gründe oder Sorgen der Ursprung des Disputs?

Das heisst auch, keine Chance zu bekommen, einen Beitrag zu leisten, sei es sich zu entschuldigen, eine Anerkennung auszusprechen oder eine sonstige Reaktion zu zeigen, dass sich etwas verändern kann.So möchte ich Sie ermuntern, Ihre Konfliktpartner*innen anzufragen zusammen an den Tisch zu kommen und einen ersten Versuch der gemeinsamen Betrachtung zu wagen. Hinzuschauen und hinzuhören – aktiv zu werden. Im Wissen, dass eine neutrale Person die Verantwortung für den Prozess übernimmt, können Sie sich auf sich selbst und Ihre Wahrnehmungen konzentrieren. Der runde Tisch ist in meinem Fall zwar kantig, doch zusammen mit allen Beteiligten in einer Runde ist es möglich, die schwierige Situation zusammen anzugehen und Kanten abzurunden und Unebenheiten zu glätten.

Ich freue mich auf Ihren Anruf oder Ihre Kontaktaufnahme.